Corona macht arm – finanziell und emotional

Die Gesundheit von Bürgern zu schützen ist seit März oberste Priorität. Absolut zurecht. Und trotzdem bezieht sich die Gesundheit eines Menschen nicht nur auf das körperliche Wohlbefinden, sondern auch auf die psychische Verfassung. Was machen denn monatelange Kontaktbeschränkungen und ein unsicherer Arbeitsmarkt mit uns? Stefanie Giselbrecht ist in der Sozialberatung der Diakonie Oberschwaben Allgäu Bodensee tätig und begleitet Personen in Ravensburg und Wangen. „Corona betrifft Personen im Landkreis ganz unterschiedlich“, erzählt sie. Insbesondere bei Senioren würden die kleinen und doch so wichtigen Nebenjobs wegfallen. „Ein Mann arbeitet im Sommer immer am Kiosk im Strandbad. So hat er Kontakt mit anderen Menschen, eine sinnvolle Aufgabe und ein zusätzliches Einkommen für die geringe Rente. Das ist dieses Jahr alles ausgefallen.“ Eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern steht vor der Wohnungslosigkeit. Sie war mehrere Monate in Kurzarbeit und konnte ihre Miete nicht mehr bezahlen. Jetzt wird ihr angedroht, die Wohnung räumen zu müssen. Eine kleinere und günstigere Wohnung findet sie nicht, der Markt ist leer. „Natürlich löst das Ängste, Überforderung und Hoffnungslosigkeit aus“, berichtet Giselbrecht. Auch die Vereinsamung vieler älterer Menschen sieht sie. Der Kontakt zur Familie und zu Nachbarn ist nur eingeschränkt möglich, die regelmäßigen Treffen am Stammtisch finden nicht mehr statt, die Nachbarschaftshilfe wurde ebenfalls reduziert. Dem will die Vesperkirche entgegentreten. Zumindest im Veranstaltungszeitraum werden in Leutkirch, Ravensburg und Wilhelmsdorf kostenlose Vesperpakete bereitgestellt. Begegnung ist über Telefongespräche und Brieffreundschaften möglich. Ein Zeichen auf Zeit, das ausstrahlen soll: Hoffnung machen, dass keiner allein ist.