Experten diskutieren über bezahlbaren Wohnungsraum im Schussental
Ravensburg mit seinem unmittelbaren Umland und dessen Wohnraumangebot: Für viele Menschen in Oberschwaben heiß begehrt, für viele aber auch in unerreichbarer Weite. Angebot und Bezahlbarkeit stellen vor allem für junge Familien eine große Hürde dar – nicht nur für finanziell schlechter gestellte. Eine Podiumsdiskussion zum Thema findet an diesem Donnerstag in der Ravensburger Vesperkirche statt. Beginn ist um 19 Uhr.
Wohnungssuchende in Ravensburg haben es sicher schon alle mal erlebt: Hohe Kosten erschweren die Suche nach einem bezahlbaren Wohnraum – und das nicht selten. Dazu fehlt noch das adäquate Angebot. Dirk Bastin, Baudezernent der Stadt Ravensburg, kennt die Lage. „Tatsächlich ist der Wohnungsmarkt in Ravensburg stark angespannt. Wie viele absolut eine Wohnung suchen, lässt sich schwer sagen. Wir haben nur einen Überblick von Ravensburgern die einen Wohnberechtigungsschein haben und auf der Suche nach einer bezahlbaren, städtischen Wohnung sind“, sagt Bastin. Rund 80 Familien und Einzelpersonen haben nach städtischen Angaben einen solchen Wohnberechtigungsschein. „Tatsächlich“, so Bastin weiter, „drängen aber auch viele Menschen aus dem Umland auf den Ravensburger Wohnungsmarkt, diese Zahl ist allerdings nicht quantifizierbar.“
Betroffen seien davon vor allem Familien mit mehr als zwei Kindern. „Eine große Mietwohnung für größere Familien ist praktisch auf dem Wohnungsmarkt nicht vorhanden, völlig unabhängig davon, ob diese bezahlbar ist oder auch nicht“, sagt Bastin. Die Stadt Ravensburg werde sich 2015 dieses Thema zum Schwerpunkt machen, sofern Politik aber auch Marktteilnehmer, also Vermieter, Makler und Bauträger, mitzögen.
Ein Bündnis aller dieser Akteure fordert auch Friedemann Manz, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Ravensburg, das auch Träger der Sozialberatung ist. „Wir brauchen verschiedene Maßnahmen, die von der Bereitstellung von vergünstigtem Wohnraum für sozial Schwache in größeren Neubaukomplexen bis zur Aktivierung von leerstehendem Wohnraum reichen“, konkretisiert Manz seine Forderung. Menschen mit kleinem Einkommen seien faktisch vom Ravensburger Wohnungsmarkt ausgeschlossen. „Und ein so erzwungener Umzug ins Umland schafft dann aber wieder für Menschen ohne Auto ein Problem bei der Jobsuche“, erklärt Manz. Eine genaue Zahl von Wohnungssuchenden kann auch er nicht benennen. „Aber in manchen Monaten werden unsere Sozialberater fast täglich angefragt, ob sie bei der Suche nach einer Wohnung behilflich sein könnten, oder ob wir als Diakonie Wohnungen vermieten würden“, sagt Manz.
Diese und andere Themen werden am kommenden Donnerstag bei der Podiumsdiskussion in der Ravensburger Vesperkirche zum Thema „Bezahlbarer Wohnraum im Schussental“ angesprochen. Experten und Akteure des hiesigen Wohnungsmarktes sitzen auf dem Podium und stellen sich den Fragen von Moderator Markus Müller, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg.
Die Diskussionsteilnehmer sind Dirk Bastin (Baudezernent, Stadt Ravensburg), Manfred Lucha (Landtagsabgeordneter), Marc Ullrich (Vorstandsvorsitzender Bau- und Sparverein Ravensburg), Anton Schmidt (Vorsitzender Mieterverein Oberschwaben), Patricia Ostertag (Vorstand Haus-und Grundbesitzerverein Ravensburg) Ewald Kohler (Geschäftsführer Caritas Bodensee-Oberschwaben) und Friedemann Manz (Geschäftsführer Diakonisches Werk Ravensburg).