Halbzeit in der Vesperkirche : Über 500 Gäste kamen bisher täglich

Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha im Einsatz für die Ravensburger Vesperkirche.

Am neunten Tag der Ravensburger Vesperkirche 2017 war sie wieder zu spüren, diese besondere Atmosphäre. Über 650 Gäste strömten an diesem Tag in die evangelische Stadtkirche am Marienplatz, die Schlange vor der Kasse schien nicht abzureißen. Und die Vielfalt der Vesperkirche spiegelte sich in ihren Gästen wieder: Junge und Alte, Arme und Wohlhabende, Familien und Alleinstehende – offen für alle. Und dazwischen, hinter der Kaffeetheke, der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha.

Über 500 Gäste täglich kamen bisher in die Vesperkirche. Tendenz steigend. Waren es am ersten Tag noch 332 Gäste, sind es nun zur Halbzeit bereits 663. „Im Laufe der zweiten Woche nehmen wir diesen Trend stets wahr“, sagt Gerd Gunßer, Mitorganisator und an diesem Tag verantwortlicher Tagesleiter. Und so kam um kurz vor ein Uhr auch die Meldung von der Kasse: Die Essensmarken gehen zur Neige. Eine neue Rolle versorgt die beiden Ehrenamtlichen an der Kasse mit weiteren Marken, der Verkauf muss weitergehen, denn zwischenzeitlich reicht die Schlange bis zur Kirchentür. „Ich bewundere immer wieder diese Geduld und Ruhe bei den Gästen“, sagt ein ehrenamtlicher Helfer. Am Ende des Tages sind knapp 2000 Euro in der Kasse: Geld aus dem Verkauf der Essensmarken für je 1.50 Uhr und Tagesspenden. Geld, das viele Gäste gerne noch dazugeben. Und so finanziert sich das Spendenprojekt Vesperkirche Ravensburg.

Zur Halbzeit haben die drei Organisatoren Gerd Gunßer, Friedemann Manz und Harald Dubyk bereits über 80.000 Euro an Spenden gesammelt. Bis zum Ende der Vesperkirche am 12. Februar sollten es rund 120.000 Euro sein. So viel benötigen sie, um alles zahlen zu können: unter anderem für Essen, Strom, Handwerkerkosten, Heizung, für die tägliche Reinigung der Kirche oder das Spülen des Schmutzgeschirrs. „Wir sind da zuversichtlich, dass wir das Geld zusammenbekommen“, sagt Mitorganisator Harald Dubyk

Am Abend dieses neunten Tages steht bereits das vierte Konzert im Rahmen der Kulturreihe der Vesperkirche an. Das Kreisverbandsseniorenorchester Ravensburg mit 65 Musikern aus 54 Musikvereinen im Landkreis hat sich angekündigt. Wie alle anderen Künstler und Musiker  verzichten auch sie auf ihre Gage. Der Eintritt kostet daher nichts, die Organisatoren bitten dafür um Spenden für die Vesperkirche. Den Anfang des Kulturprogramms machte der Bavendorfer Gospelchor Opus C. Über 200 Besucher kamen, waren vom Auftritt der 30 Sänger begeistert und spendeten fast 1000 Euro an diesem Abend. Beim Auftritt von Maulart kamen über 700 Euro zusammen und beim Konzert des Bachchors und der Brassband Oberschwaben-Allgäu warfen die Besucher über 1600 Euro in die Spendenkasse. „Mit Uli Boettcher am Samstag und Schwobakäpsela am Sonntag kommen ja noch mehr Künstler, die die Menschen anziehen“, sagt Friedemann Manz.

Harald Dubyk, Mitorganisator der Vesperkirche, mit Sozialminister Manne Lucha hinter der Kaffeetheke.

Viele prominente Gesichter unterstützen die Vesperkirche Ravensburg. Ravensburgs Landrat Harald Sievers und der Landtagsabgeordnete der CDU, August Schuler, haben bereits am zweiten Tag mitgeholfen. Sievers hinter der Getränketheke, Schuler beim Empfang an der Kirchentür. Dazwischen etliche Stadträte der unterschiedlichen Parteien. Die grüne Europaabgeordnete Maria Heubuch war das erste Mal in der Vesperkirche. „Ich bin richtig beeindruckt“, sagte sie. Mit umgebundener Schürze und Tablet in der Hand servierte sie das benutzte Geschirr von den Tischen ab. Sehr zu ihrer Freude traf sie nach Jahren an diesem Tag eine Verwandte aus Waldburg, die ebenso mithalf. Die Wiedersehensfreude war groß. Auch das ist Vesperkirche.

Die Mitarbeit von Manne Lucha an der Kaffeetheke wurde für den Landessozialminister zur kleinen Bürgersprechstunde. Dabei traf er viele Freunde und Bekannte. Für Lucha ein Heimspiel. Nach seinem Einsatz nahm er sich noch Zeit für ein Gespräch. Der Minister hatte extra für die Vesperkirche einen Arbeitstag in seinem Ravensburger Wahlkreisbüro eingeplant. Am nächsten Morgen geht es wieder weiter: Reutlingen und Stuttgart stehen auf dem ministeriellen Reiseprogramm.

Zur Halbzeit sind die Sorgen der ersten Tage fast vergessen. Die eisigen Temperaturen zum Start der Vesperkirche haben erst die Toiletten einfrieren lassen, einen Tag später folgte der Ausfall der Heizung in der Stadtkirche. Inzwischen ist es gemütlich warm in der Kirche, was man auch an diesem neunten Tag bei den Gästen merkt. Sie bleiben länger als geplant in der Vesperkirche sitzen. Die zweite Halbzeit kann kommen.

Wer die Vesperkirche Ravensburg  finanziell unterstützen möchte kann dies unter folgender Bankverbindung tun: Evangelische Bank eG, IBAN DE26 5206 0410 0000 5554 44, Stichwort Vesperkirche 2017.