Am 20. Januar öffnet die Vesperkirche
Am kommenden Dienstag, 20. Januar, beginnt die Ravensburger Vesperkirche. Bis zur Eröffnung laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Speiseplan erstellen, Logistik zur Bewirtung der Gäste aufbauen und den Einsatz von über 350 Helfern koordinieren. Ehrenamtliche Hilfe vor dem Start der Vesperkirche kam zum Beispiel von der Freiwilligen Feuerwehr Wilhelmsdorf, die sich bereits 2014 mit dem Verlegen des Bodens engagierte.
13 Mann und eine Frau – so rückte die Freiwillige Feuerwehs aus Wilhelmsdorf an diesem Abend an. Mit dabei hatten sie jede Menge Motivation. Zuvor hatte der Bauhof der Stadt Ravensburg die Bodenbeläge und die Bunsenbrenner samt Gasflaschen, um den kalten Bodenbelag zu glätten, geliefert. 2014 hatte die Wilhelmsdorfer Feuerwehr das erste Mal diese Aufgabe übernommen. „Wir haben uns da einen Plan gemacht. Und so ging es dieses Jahr schneller“, sagt Alex Marek von der Feuerwehr Wilhelmsdorf. Alle Schritte haben sie damals fotografisch festgehalten und die Anordnung der einzelnen Bodenbeläge auf Papier gezeichnet. Belag für Belag, wie bei einem Puzzle, wurde nun zusammengefügt. Nach drei Stunden war der zuvor geräumte Kirchenraum mit dem Boden belegt, der den eigentlichen Kirchenboden schützen soll, wenn drei Wochen lang sich Tausende von Gästen in der Stadtkirche bewegen.
Großeinsatz herrscht auch unter den Köchen der Zieglerschen. Jeden Tag ist einer von ihnen in der Vesperkirche im Einsatz. Um ihren Bereichsleiter Lothar Stützle bereiten sie alles vor, um für zwanzig Tage eine Logistik aufzubauen, die einem Gästeaufkommen von durchschnittlich 600 hungrigen Menschen täglich standhält. Dabei steht Stützle im engen Kontakt mit dem Küchenchef der Stiftung KBZO in Weingarten. Dort wird das Essen für die Vesperkirche gekocht. Jeden Tag gibt es zwei Menus zur Auswahl, stets eines für Vegetarier. An manchen Tagen werden über 1000 Portionen angeliefert. 2014 waren es knapp 15000 Portionen insgesamt. Damit alles vom ersten Tag der Vesperkirche an klappt, müssen die Abläufe genau abgesprochen werden. „Wir überlassen nichts dem Zufall“, sagt Lothar Stützle.
Vor allem für die drei Fahrer der Vesperkirche sind die drei Wochen Vesperkirche stets eine Herausforderung. Schon ein erhöhtes Verkehrsaufkommen zwischen Ravensburg und Weingarten kann den eng getakteten Zeitplan unter Druck setzen. Denn um 11.30 Uhr beginnt die Ausgabe des Mittagessens. An Tagen mit erhöhtem Gästeaufkommen muss dann schnell auch mal eine Nachbestellung geholt werden. Bis zu sieben Stunden sind die Fahrer täglich im Einsatz. Während die letzten Gäste noch essen, sind sie bereits unterwegs ins Hörsprachzentrum in der Ravensburger Weststadt. Hier liefern sie das benutzte Geschirr an, das dort gespült wird.
Fast drei Wochen im Dezember waren Ilse Ruetz und zwei Studentinnen nahezu im Dauereinsatz. Sie haben die Einsatzpläne der rund 350 ehrenamtlichen Helfer erstellt. Ilse Ruetz selbst engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich für die Vesperkirche. Beim Erstellen der Einsatzpläne hat sie sich inzwischen eine gewisse Routine angeeignet. Ziel ist es, den Arbeitseinsatz in der Vesperkirche zu sichern, die Wünsche der Ehrenamtlichen zu berücksichtigen und dann alles rechtzeitig an die Helfer zu verschicken. Vor Weihnachten erhielten die Helfer per Post ihre individuellen Einsatzpläne – in der Hoffnung, dass alles passt.
Das Kulturprogramm steht da bereits. Die drei Organisatoren Friedemann Manz, Gerd Gunßer und Harald Dubyk haben schon im Sommer des vergangenen Jahres die Programmpunkte besprochen. Die Kultur in der Vesperkirche ist inzwischen nicht mehr wegzudenken. Sie ist anspruchsvoll wie vielseitig – und sie ist kostenlos. „So können wir jedem ein Kulturprogramm ermöglichen, unabhängig seiner finanziellen Mittel“ sagt Friedemann Manz. Los geht es bereits am Mittwoch, 21. Januar. Der Ravensburger Publizist Wolfram Frommlet rezitiert Lyrik und Prosa aus den Ländern des Südens. Beginn ist um 19 Uhr.
Mit einem Gottesdienst wird bereits am Abend zuvor auf die Vesperkirche feierlich eingestimmt. Am 19. Januar um 19 Uhr hat die Stadtkirche ihre Pforten geöffnet. Im Anschluss wird die Dauerausstellung „Anfang-Abschied-Ende-Anfang“ eröffnet.