Ein zutiefst befriedigendes Ehrenamt – 290 Helfer engagieren sich für die Vesperkirche
290 Ehrenamtliche arbeiten für die aus Spenden finanzierte Vesperkirche Weingarten, die vom 16. Februar bis 6. März in der evangelischen Stadtkirche ihre Pforten geöffnet hat. Die Hälfte von ihnen kommt aus Weingarten und Ravensburg, die andere Hälfte aus den umliegenden Gemeinden, von Wolfegg bis Wilhelmsdorf. Ein Helfer reist für die gesamte Vesperkirchenzeit sogar aus der Schweiz an. Alle haben sie ihre eigene Motivation zu helfen. Ein Zwischenbericht.
Die Einsatzmöglichkeiten in der Vesperkirche sind vielfältig. Von der Essensausgabe über Kinderbetreuung bis zum Geschirrabräumen sind im Zweischichtbetrieb täglich bis zu 80 ehrenamtliche Helfer vor Ort im Einsatz. Viele der Helfer sind bereits im Ruhestand, aber es sind häufig auch Berufstätige, die sich frei nehmen oder am Wochenende Zeit finden für die Vesperkirche. „Ohne dieses Engagement wäre die Vesperkirche nicht durchführbar. Das Ehrenamt ist somit eine besondere Form der Spende, nämlich die Spende von Zeit“, sagt Harald Dubyk, Mitorganisator der Vesperkirche. 2016 setzen sich viele der Ehrenamtlichen ganz besonders mit dem Thema Heimat auseinander, das sich die Vesperkirche dieses Jahr zum Schwerpunkt gesetzt hat.
Friederike und Horst Wochner sind 2016 mit dabei. „Wir engagieren uns ehrenamtlich in der Vesperkirche, weil wir uns als Christen sozial mitverantwortlich fühlen und unseren kleinen Beitrag zur Gesamtvesperkirche einbringen wollen“, sagt Horst Wochner. Für die beiden, die in Weingarten leben, bedeutet die besondere Form der Begegnung und Gemeinschaft in der Vesperkirche viel, „da wir hier mit Menschen zusammen kommen, denen wir im Alltag selten oder gar nicht begegnen“.
Horst Wochner ist auf der Schwäbischen Alb bei Balingen aufgewachsen, seine Frau Friederike in Reutlingen. Berufliche Gründe haben die beiden vor Jahrzehnten nach Oberschwaben geführt. Oberschwaben und insbesondere Weingarten ist im Laufe der Jahre für beide zur Heimat geworden: „Wir haben hier mittlerweile Wurzeln geschlagen. Vor allem über die Kinder in der Mutter-Kind- Gruppe, über den Kindergarten und die Schule wuchsen viele Freundschaften. Durch unsere Mitarbeit in Vereinen, Chören sowie kirchlichen und privaten Gruppen sind viele wichtige Beziehungen entstanden, die dafür sorgen, dass wir uns in Weingarten zuhause fühlen.“
Angelika Reck lebt seit über 30 Jahren in Weingarten. Die Stadt wurde nach ihrer Heirat zur neuen Heimat. Damals, in den 1980er Jahren, zog es sie von einem Bauernhof in Unterankenreute ins Schussental. „Heimat ist für mich da wo ich lebe und verheiratet bin, dort wo ich mein soziales Umfeld habe und ich mich mit meinen Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen kann“, sagt Angelika Reck. Sie ist seit der ersten Vesperkirche in Weingarten mit dabei. „Mir hat diese Form der tätigen Nächstenliebe sehr viel gegeben. Es war für mich ein zutiefst befriedigendes Engagement“, begründet sie ihre Mitarbeit.
Hans Schaudt ist aus der Vesperkirche nicht mehr wegzudenken. Fast jeden Tag engagiert er sich in unterschiedlichen Funktionen. „Vesperkirche ist nicht einfach eine Gassenküche, sondern ein Kommunikationsort für alle. Die ungezwungene und konfliktfreie Atmosphäre – mit ganz wenigen Ausnahmen – begeistert und macht Freude als Helfer dabei zu sein“, sagt der gebürtige Ravensburger. Beim Wort Heimat denkt Schaudt zuerst an den Ort, an dem man aufgewachsen ist. „Heimat ist aber auch der Ort an dem man wohnt, sich wohlfühlt, an dem man einen Verwandten- und Bekanntenkreis hat und an den man gerne zurückkehrt.“ Vor Jahrzehnten ist er in die Schweiz übergesiedelt – aus Liebe zu den Bergen und aus beruflichen Gründen. Inzwischen fühlt er sich dort zuhause. „Man kann eben mehr wie eine Heimat haben“, sagt Schaudt.