Drei Wochen Vesperkirche gingen gut zu Ende
Es war ein Wagnis, das die Organisatoren der diesjährigen Vesperkirche eingegangen sind. Mit einem strengen Hygienekonzept, mit täglichen Kontrollen und viel Geduld und gutem Mut ist sie geglückt. Menschen hatten es warm, Bedürftige bekamen ein Essen zum Aufwärmen und wer wollte, konnte es sich in der Evangelischen Stadtkirche bei einem Kaffee und süßen Stück vom Vortrag bequem machen. Schnell gab es Stammgäste, die sich täglich blicken ließen. Kleine Kunstausstellungen waren zu sehen und viele Gespräche zu hören.
In den 20 Tagen wurden über 4.700 Mahlzeiten zum Aufwärmen weitergegeben und über 4.000 Vesperbrote. Sonntags gab es Allgäuer Kässpätzle oder Schwäbische Dinnete aus einem Imbisswagen. Von Tag zu Tag wurde das Angebot mehr angenommen, dass die Johannes-Ziegler-Stiftung und das Diakonische Werk Oberschwaben Allgäu Bodensee organisiert und zusammen mit der Stadtkirche Ravensburg realisiert haben. Jeden Tag kamen bis zu 100 Personen in die Vesper-Kaffee-Kirche, die unter 2G-Bedingungen geöffnet war. Hier konnte jeder erfahren, was Barmherzigkeit bedeutet – wenn nicht gezählt wurde, ob ein oder drei Berliner gegessen wurden. „Nicht nur mir schmeckt es, auch meine Meerschweinchen fühlen sich hier wohl.“ erzählt eine Frau, die ihre Haustiere in einem Korb mit Gemüse mitbrachte. Es war ein buntes Treiben, das mit Abstand und viel Liebe vor sich ging. Auch draußen an der Hütte vor der Stadtkirche ging es rege zu. Drei Ehrenamtliche haben täglich bis zu 350 Essen über die Theke gereicht. Einige Gäste waren froh, dass die Vesperkirche weiterhin „für alle offen ist“ und sie nicht durch einen Geimpft-Status eingeschränkt wurden.
Manche Ehrenamtliche haben gespürt, dass es dieses Jahr ein bisschen ruhiger zuging als in den normalen Jahren zuvor, „aber so hatten wir schon mehr Zeit mit den Leuten zu sprechen.“
Beim Themenabend #Zukunft.Alter wurde ein Blick über den Pflegenotstand und Altersamut auf die Vielfalt des Alters geworfen. Ein buntes Bild ist entstanden, sowohl durch die Expertin aus der Gerontologie, Kathrin Inerle, als auch durch vier Experten aus der Praxis. Es wurde klar, wie Vielfalt und Beteiligung im Alter aussehen kann.
Auch die Kulturveranstaltungen waren gut besucht im Rahmen der Möglichkeiten. So hat die Old Bottle Band das erste Mal seit Beginn der Pandemie wieder einen offiziellen Auftritt zusammen gehabt. Mit Diapasón, dem Ponticelli Ensemble und Barny Bitterwolf gab es kulturelle Höhepunkte und lokale Schmankerl, die alle zugunsten der Vesperkirche auf eine Gage verzichtet haben.
Das gute Miteinander mit der Kirchengemeinde wurde durch thematische Gottesdienste während der drei Wochen deutlich – so dass die Vesperkirche für drei Wochen zur Mitte der Gesellschaft werden konnte.
Die Schirmherrin der diesjährigen Vesperkirche, Anita Hofmann, konnte einen Tag erleben, an dem sie sowohl direkt mit anpackte als auch für ihre Fans greifbar wurde. Sie gestaltete eine Abschlussandacht des Tages musikalisch mit. Dies wird sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben.
Die Vesperkirche ist ein rein spendenfinanziertes Projekt. 230 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer arbeiteten mit. Bisher gingen etwa 65.000 € Spenden ein.